Wahrzeichen Fort Cochin
Raintree Sunset Arabian See Cinese Fishernet


Reisebericht

Home


"Cochin - Periyar" Januar 2005


von Doris

Dies ist der Anfang einer Reise von Kochi in Richtung Osten zum Periyar See. Von Bombay bis Südindien verläuft hinter dem westlichen Küstenstreifen ein Bergland, das West Ghats genannt wird. In Kerala sind die South Western Ghats ca. 100 km +/- 20km von der Küste entfernt. In diesem Bergland liegt der Periyar Lake inmitten des Periyar Tiger Reservats (777 qkm). Weil für die Busse mal wieder ein Streik angesagt war, beschlossen wir, mit unserem Fahrer Sebastian in seinem "Qualis" zu reisen. Wir haben ihn am Taxistand in Fort Cochin gefunden. Mit ihm waren wir schon in Bangalore und Mysore. Er ist ein sehr angenehmer Mensch, und diese Art zu reisen ist einfach Klasse. Hier gab es einen kleinen Blechschaden. Es war für uns erstaunlich, wie wenig aufgeregt die Leute um den Preis des Schadens verhandelt haben.

Hier geht es schon in die Berge mit den schönen Ausblicken über das grüne Land, das auch in hohen Lagen noch sehr fruchtbar ist.

Bei so einem Anstieg braucht jeder mal eine Pause, und wenn’s zum pi... ist. Diese kleinen Tea- und Coffee Shops sorgen für alle Kleinigkeiten, die man auf der Reise braucht. Das große Plakat mit der alten zahnlosen Frau hatte es mir angetan. Es ist Werbung für Schmuck, sagte unser Fahrer Sebastian. Einer der beiden Männer an der Strasse ist bei der für die Einheimischen typischen Handbewegung, mit der sie den Dhoti (ihren Rock) von bodenlang auf knielang umfunktionieren.

In diesem Bergland wird viel Tee angebaut. Hier gibt es ausgedehnte Plantagen, die sich über die sanften Hügel erstrecken. Selbst die Kirche liegt in einer Tee-Plantage. An der Kirche erkennt man, dass es den Leuten in dieser Gegend gut geht. Um den Baum links rankt eine Pfefferpflanze. Kerala war für den besten Pfeffer schon seit alten Zeiten bekannt. Wir haben gelesen, dass die Farmer, die beim reinen Pfefferanbau geblieben sind, zur Zeit um ihre Existenz kämpfen, da der Preis für Pfeffer in den letzten Jahren auf ein Fünftel gefallen ist. Allein im Jahr 2004 haben sich 125 dieser Farmer hier in Kerala umgebracht. Sie waren finanziell ruiniert.

Hier sind wir im Tribal Village am Rande des Naturschutz-Gebiets des Periyar Lakes angekommen. Der heutige Hauptort, in dem es auch ein paar gute Hotels gibt, heißt Kumily/Thekkady. Noch vor 50 Jahren haben die Mitglieder dieses Stammes in den Wäldern um den See gelebt. In ihrem angestammten Gebiet lebten sie vom Jagen, Sammeln und Fischen. Heute haben sie um ihr Dorf herum Gewürze angepflanzt. Unser Guide Laddha ist Stammesmitglied; sie führt uns durch das Dorf und die Plantage. Der Platz, den sie uns hier zeigt, dient dem Kaffeetrocknen.

Auf dem Weg durch das Dorf war das Staunen auf beiden Seiten groß. Nur wenige besuchen das Dorf der Ureinwohner dieses Gebietes. Das ist schade, denn es war wirklich informativ, und es ist eine weitere Einnahmenquelle für die Bewohner. Wir erfuhren, dass sie heute von der Landwirtschaft, dem Fischen - sie haben alleiniges Recht zum Fischen im See - und von den Touristen leben. Die Kinder gehen jetzt alle zur Schule; dennoch gibt es nur drei Menschen in dem 400 Seelen zählenden Dorf, die eine der gut bezahlten Regierungsstellen haben.

Dies ist ein Haus, das im herkömmlichen Stil gebaut wurde. Unser Guide Laddha erzählte, dass in diesen Häusern das Klima viel angenehmer ist als in Steinhäusern. Trotzdem würden immer mehr Dorfbewohner die Steinhäuser bevorzugen, weil sie nicht so oft erneuert werden müssen. Wir erfuhren auch, dass ein junger Mann vor der Hochzeit ein Jahr im Haus der Familie der Frau mitarbeiten muss. Erst dann wird entschieden, ob er die Tochter heiraten kann.

Der Periyar Lake windet sich mit vielen Ästen um die Berge herum. Wir machten eine Bootsfahrt wie fast alle Touristen, die hierher kommen. Sie beginnt morgens früh um 7 Uhr, weil zu dieser Zeit - es ist kurz nach Sonnenaufgang - die Tiere zum Trinken an den See kommen. Natürlich kommen die Tiger, Leoparden, Elefanten usw. nicht gerade, wenn ein nicht zu überhörendes Motorboot auf dem See fährt. Trotzdem war es ein einmaliges Erlebnis, allein wegen der schönen Natur. Es war frühmorgens, diesig, die Berge in der Umgebung erschienen schemenhaft hintereinander. Einfach schön!

Das ist ein Suchbild! Ja wo sind sie denn? Es waren schon Tiere am Ufer, und man konnte sie mit guten Augen auch vom Schiff aus sehen. Ein Fernglas wäre auch hilfreich gewesen. Oder das gute teure Hotel , das am Ufer mitten im Naturschutzgebiet liegt. Sicher hat man von dort aus als Frühaufsteher eine gute Chance, die großen wilden Tiere morgens am See zu beobachten. Mir hatten es mehr die vielen unterschiedlichen Vögel angetan.

Nach einer Stunde auf dem Schiff passierte Erstaunliches. Unser Boot und die zwei weiteren, die auf dem See waren, steuerten plötzlich alle auf eine Stelle am Ufer zu. Hier war doch tatsächlich eine Elefantenfamilie im Busch. Die rüttelten an den Büschen, und einer von ihnen trompetete laut. Alle waren ganz aufgeregt auf dem Schiff und machten lange Hälse. Ich sollte wahrscheinlich nicht erzählen, dass wir im Hintergrund ein paar Männer gesehen haben, die vermutlich diese Veranstaltung inszeniert haben. Na ja, war trotzdem nett.

Der See war ursprünglich nicht so groß. Noch in der britischen Kolonialzeit wurde am einen Ende ein Staudamm gebaut und große Teile des Gebietes unter Wasser gesetzt. Das sieht man noch an diesen Baumstümpfen im Wasser.

Am Nachmittag, bei einer Dschungelwanderung mit einem Guide vom Stamm, wagten wir uns in den dichten Wald. Diese Unternehmung darf man nur mit einem Begleiter und Überschuhen machen. Den Begleiter wegen der wilden Tiere und die Überschuhe wegen der Blutegel am Ufer des Sees. Als erstes wurden wir auf einem Floß auf die andere Seite des Sees gebracht. Im See soll es nur Fische, keine Krokodile, geben, so konnte man sich doch auf das leichte Gefährt wagen.

So sieht der Dschungel von innen aus. Man konnte sehr wohl die Spuren der Tiere auf der Erde erkennen und unser Guide wusste genau, welcher Abdruck zu welchem Tier gehörte. Wir konnten nur eindeutig die Spuren der Elefanten erkennen. Glücklicherweise haben wir keine getroffen. Die Tiger - es gibt noch ca. 50 in diesem Gebiet - sind meist weit oben in den Bergen. Man kann dorthin auch Touren machen. Danach war uns aber nicht zumute.

Auf dem Rückweg gingen wir dem Seeufer entlang. Die Sonne war schon hinter den Bergen verschwunden, und wir hatten eine schöne Abendstimmung. Am Ufer steht unser Urwald-Guide aus dem Ureinwohner-Dorf. Er hat uns erzählt, dass er beruflich gerne weiterkommen möchte, aber mit nur vier Schuljahren ginge das nicht. Seine zwei Töchter sollten aber lange zur Schule gehen, um sich ein besseres Leben leisten zu können. Von dem Leben im tribe hörten wir, dass außer diesem Dorf noch weitere Ansiedlungen gehören. Sie haben wie früher noch mehrere Stammesführer. Alle vom tribe treffen sich einmal im Jahr und in den Untergruppen monatlich. Dort werden auch Streitigkeiten behandelt. Die staatliche Polizei kommt nicht in die Dörfer.

Home