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Reisebericht

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"Madurai" Januar 2005


von Doris

Unser nächstes Ziel nach dem Periyar Lake war Madurai. Madurai lässt sich auch sehr gut mit einer Tour von Cochin entlang der Küste über die Südspitze erreichen. Diese Stadt liegt im Zentrum von Südindien im Land Tamil Nadu. Sie hat ca 1.2 Mio Einwohner und ist bereits 400 vor Christus sowohl in griechischen- als auch in Tamilschriften erwähnt. Bereits in früher Zeit war sie Zentrum der Tamilkultur und eine Pilgerstadt. Auch wir kamen wegen der berühmten Sri Meenakshi Tempelanlage hierher. Das Straßenbild ist auch hier sehr indisch und überfordert mein Orientierungs-Gedächnis laufend.

Wir nahmen uns vom Government-Tourist-Office einen Guide. Auf dem Weg zum Tempel zeigte er uns ein Weberhaus von innen. In zwei Zimmern mit je einem Webstuhl und einem kleinen Innenhof lebt die Weberfamilie. Das größte im Zimmer ist der Webstuhl. Geschlafen wird unter dem Webstuhl. Kochgeschirr und Fernseher stehen vor dem Webstuhl. Auf dem Hof wird gesponnen und gefärbt. Für einen Sari (5.50m) aus feinster Baumwolle ohne viele Muster braucht die Weberin einen Tag. Trotz der für uns ungewohnten Enge war in der Familie eine gute fröhliche Stimmung. Der Vater schlief gerade unter seinem Webstuhl und Mutter und Tochter zeigten uns gerne ihre Arbeit.

Dieses kleine Stoffgeschäft gehört auch der Weberfamilie. Dort verkaufen sie ihre Ware. Ein Sari kostet hier ca. 500 Rupies, das sind ca. 10 Euro. Kunden sind hier meist Touristen, sagte unser Guide. In dieser Strasse gibt es auch schon einen kleinen Tempel, der aber nicht mit dem berühmten Sri Meenakshi Tempel zusammenhängt.

Direkt an der Tempelanlage ist auch ein großer Markt. Dort werden auch Stoffe verkauft, und es gibt viele Schneider, die innerhalb von Stunden ein Hemd oder einen Punjabi oder das Top für einen Sari nähen. Wenn man sich nicht mit Stoffen auskennt oder nicht in der Lage ist, in ein Geschäft zu gehen und wieder rauszugehen, ohne zu kaufen, ist man für diese gewitzten Händler als Touristin ein gefundenes Fressen.

Dies ist die Straße, die zu einem der Eingänge der Tempelanlage des Sri-Meenakshi-Tempels führt. Unser Guide war von der raschen Sorte, und er gab sich in seinen Ausführungen zum Tempel nicht zu viel Mühe. Tatsächlich muss ich aber auch zugeben, dass mir die indischen Götterwelt unglaublich umfangreich und verwickelt vorkommt. In einem nebenbei erwähnten Satz sagte er seine Meinung: "Nicht-Hindus können die indischen Götter nicht erfassen." Ich stimme ihm insoweit zu, dass ich auch denke, dass ein längeres Studium notwendig ist. Es einfach eine ganz andere Welt!

Die Tempelanlage ist 6 Hektar gross und hat 12 Gopurams (Tempeltürme). Diese sind ca. 50 m hoch und, wie man sieht, übervoll mit bunten Göttergestalten und Tieren. Die Geschichte der Tempelanlage geht bis zu 2000 Jahre zurück. So wie die Anlage heute aussieht, ist sie im 1600 Jahrhundert geplant worden. Sri Meenakshi ist dem Götterpaar Shiva und Parvati gewidmet. Shiva ist der Zerstörer und Parvati eine kraftvolle kämpferische Göttin.

Das sind Shiva und Parvati, denen der Tempel gewidmet ist, aus der Nähe (linke Gruppe). Der dritte im Bunde ist Vishnu. Er ist der Bruder von Parvati.
Brahma, der Erzeuger der Welten, Vishnu, der Bewahrer und Shiva, der Zerstörer. Sie sind die drei männlichen Hauptgottheiten der indischen Mythologie. Saraswati, Göttin des Lernens und Wissens, ist die Frau von Brahma. Lahkshmi, Göttin des geistigen und materiellen Wohlstands, ist die Frau von Vishnu und - wie gesagt - Parvati die Frau von Shiva.

In dieser Tempelanlage gibt es viele Säulengänge, die sehr dunkel bis gespenstisch wirken und Säulengänge, die wie dieser um einen Teich gerum führen. Hier kann man auf den Treppen sitzen und sein mitgebrachtes Essen verzehren.

Im Innern des Tempels wird es sehr dunkel, und Licht gibt es fast nur noch von Kerzen. Wenn der Brahmane seine Rituale durchführt, werden über eine Kuh aus schwarzem Stein große Mengen warmer Milch und Butter - von Pilgern mitgebracht - gegossen. An einer Säule steht diese für die Pilger sehr wichtige Gestalt der Parvati, die von Frauen angebetet wird, um eine gute Ehe zu haben oder wenn der Kindersegen ausbleibt. Sie wird von den Betenden mit Butter, Turmerik und einem roten Puder betupft.

Diese Göttin Kali fanden wir im Tempelmuseum. Im Innern des Tempels ist ebenfalls eine Kali, die wir wegen der Dunkelheit nicht aufnehmen konnten. Diese wurde mit weichen Butterstücken beworfen und sah dementsprechend fettig glänzend und hell getupft aus.
Jetzt fragte ich mich, wie das mit Parvati zusammenhängt und fand in meinem Buch über indische Götter, dass sowohl die pechschwarze Kali als auch Parvati unterschiedliche Inkarnationen der Göttin Durga sind. Kali verkörpert eine sehr wütende Göttin, die mit Butter beschwichtigt werden muss.

Im Tempel gibt es eine Halle mit 1000 Säulen. Viele sind wie diese mit Skulpturen versehen. Wir konnten nur raten, was die Bedeutung sein sollte. Es schien uns, dass viele Skulpturen von anderen Völkern erzählen, weil die Figuren ganz andere Kleidung und Gesichter hatten. Oft wurde auch eine Drachengestalt abgebildet, die uns sehr erstaunte und das Wissen unseres Guides überforderte.

Von dem Dachgarten eines anliegenden Kaschmir-Händlers versuchten wir, zumindest einen Teil der großen Anlage von oben zu fotografieren. Wir konnten hier das goldene Dach sehen. Zu diesem Teil des Tempels dürfen nur Ausgewählte. Ein Aufzug aus Glas führte uns auf das Dach des Hauses. Runter mussten wir allerdings durch mehrere Stockwerke des Geschäftes gehen und uns Kaschmir-Teppiche ansehen. Klaus fand das absolut nicht prickelnd und konnte noch nicht einmal den servierten Tee genießen....

Die Hindu-Pilger tragen meist schwarze oder orange Dotis (Beintücher). Sie gehen, so schien uns, auf einem bestimmten Weg durch den Tempel und zelebrieren an unterschiedlichen Stellen. Oft waren dort Männerpilgergruppen, die einen aufgeregten, fast wilden Eindruck machten.

Es gibt hier im Süden einen anderen Tempel ( in Sabarimala), in den zwar alle Männer, aber Frauen nur unter 15 und über 50 gehen dürfen. Wir haben auf dem Weg nach Madurai viele Pilgerbusse dorthin gesehen. Dort ist eine Gottheit, die Frauen nicht mag. Die Geschichte dazu ist ungefähr so: Einer der beiden Hauptgötter Vishnu und Shiva wurde zur Frau, und die beiden zeugten ein Kind, das aus dem Oberschenkel geboren wurde. Das erzürnte die kämpferische Frau von Shiva, Durga/Parvati, und deshalb dürfen Frauen in einem bestimmten Alter dort nicht hin. Tatsächlich sieht man fast nur Männer in den Pilgerbussen und Autos. Die Fahrzeuge erkennt man an den aufgezeichneten "Ommm" und an den Blumengirlanden. Jedes Jahr fahren im November/Dezember Millionen von männlichen Pilgern nach Sabarimala.

Diese Pilgerfahrt nach Sabarimala ist neuerdings eine Massenbewegung geworden. Jedes Jahr wird von den chaotischen Zuständen dort berichtet. Die Organisatoren werden mit den Menschenmassen nicht fertig. Sabarimala liegt zwischen Periyar und Madurai und es gibt wohl einen Zusammenhang mit dem Sri Meenakshi Tempel in Madurai und Sabarimala bezüglich der Gottheiten. Ausserdem wurde vor ein paar Jahren an diesem Ort eine Mosche von radikalen Hindu zerstört. Da ich die Geschichte nicht durchschaue, sie aber bei mir ein Störgefühl erzeugt, habe ich vorsichtshalber eine Butterlampe angezündet! Butter soll ja beschwichtigen .

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