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Reisebericht

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"Anreise Bombay - Goa - Cochin" August 2004


von Doris

Wir hatten einen angenehmen Flug von Zürich nach Bombay und kamen am Abend nach 8 Stunden Flug in Bombay an. Das Hotel war per Internet gebucht. Am Flughafen gibt es einen "Prepayed Taxistand", bei dem wir dann ein Taxi ohne AC buchten. Das war am Abend keine gute Idee, denn ohne AC sprechen die Fahrer meist nicht englisch und haben sehr alte Autos. Der Taxifahrer fuhr eine Stunde mit uns durch Strassen entlang derer Slumhütten aufgebaut waren. Das Taxi war nicht richtig zu verriegeln und uns war nicht wohl. Wir kamen etwas gestresst aber wohlbehalten an unserem Ziel an. Ein paar Tage sollte Bombay unser Aufenthaltsort sein und dann wollten wir über Goa nach Cochin reisen. Außer dem Hotel in Bombay hatten wir nichts im vorraus gebucht.

Hier der Victoria-Bahnhof von Bombay, er wurde von der UNO zum Weltkulturerbe ernannt. Die Renovierungsarbeiten stehen noch aus.

Hier eine der typischen Straßenbilder einer wichtigen Geschäftsstraße in Bombay. Das Ankommen in Indien ist für mich immer wie ein Feuerwerk im Kopf. Alle Sinne bekommen neue Reize. Der Monsun war im August noch nicht vorbei. Die hohe Luftfeuchigkeit bei 30 C ist für uns schweißtreibend. Der Geruch vom Meer, den Küchen, den Gewürzständen, den Blumen und den Räucherstäbchen ist überall präsent.

Zwei Männer helfen einer Lastentraegerin beim Aufladen ihres Holzpaketes.

Hier die Wäscher von Bombay, die diesen Service für die Mittelstandsfamilien machen. Sie sind Selbständige und verdienen etwa so viel wie ein kleiner Bankangestellter. Der Waschplatz ist ihr Eigentum. Sie arbeiten von morgens um 5 bis Mittag 15 Uhr und haben keine Schulausbildung.

Der Obst- und Gemuesemarkt in Bombay. Dazu gehören noch die Marktstraßen für Hausrat und Kleider. Insgesamt ist ein ganzes Quartier mit Markt belegt. Inder kaufen unserer Beobachtung nach sehr gerne ein. Es gibt sehr viele kleine Geschäfte und den großen Markt. Immerhin soll die Stadt 12 Mio. Einwohner haben. Bei den vielen Slums hier können wir uns allerdings echt nicht vorstellen, dass irgendjemand weiß, wieviele Menschen hier leben.

Hier eine typische Straßenidylle in Bombay. Die Religion nimmt noch immer in der Gesellschaft eine wichtige Rolle ein. Die Blumenketten werden als Gabe mit in den Tempel genommen oder von den Frauen als Schmuck in den Haaren oder um den Hals getragen.- Die Zeitung und Buecher liest man auf der Straße, nicht in den Restaurants, was wurde uns unmissverständlich mitgeteilt wurde.

Das Government Tourist Office in Bombay vermittelte uns eine Reisebegleitung. Das war sehr angenehm und hilfreich. Den Tipp hatten wir aus dem Reiseführer "Lonly Planet". Ausser den Führungen durch die Sehenswürdigkeiten, wie hier das Haus von Mahatma Gandhi, haben wir auch viel praktisches von ihr gelernt. Die richtigen Restaurants zu finden, eine kleine Einführung in die unzähligen vegetarischen Gerichte, wie kann man wissen wieviel das Taxi kostet und wie geht man mit der Situation um, dass laufend jemand etwas verkaufen will, oder wie mit den Bettlerkindern .... ( sie freuen sich über Bananen)

Nach einer 12- stündigen Bahnfahrt durch eine quietschgrüne ländliche, bergige Gegend mit vielen - zur Regenzeit breiten - Flüssen und interessanten Geprächen mit Mitreisenden, kamen wir in Panjim in Goa an. Unser Hotel war sehr gemütlich und wir konnten den Aufenthalt dort geniessen.

Der Strand in Panjim ist bei den Einheimischen sehr beliebt. Sie stehen mit den Füßen im Wasser und warten. bis sie von den Wellen nass gespritzt werden. Mit viel gequietsche springen die Frauengruppen dann zurück. Die jungen Männer tauchen ganz cool mal unter, obwohl das in der Monsunzeit nicht erlaubt ist. Starke Unterströmungen können Menschen den Boden wegziehen. Die Strände waren alle sehr gepflegt und sauber.

Der Sonnenuntergang am Meer ist immer idyllisch, egal wie das Wetter ist - es ist ja immer noch Monsun und der kühlende Regen, der uns wie eine warme Dusche vorkommt, ist immer wieder präsent.

Auch in Goa haben wir uns vom Indian Government Tourist Office eine Reisebegleitung vermitteln lassen. Auch hier war es eine sehr angenehme Erfahrung. Die anfänglich schüchtern wirkende junge Frau stellte sich als sehr tüchtige Reiseleiterin heraus. Wenn ihr das Foto seht, könnt ihr euch sicher vorstellen, dass ich mir hier wie ein exotisches Ungetüm vorkomme. Meine wenig elegante Erscheinen sorgt auch überall für lachende Gesichter, dabei habe ich mir extra die Haare wachsen lassen und trage nicht die grünen praktischen Treckinghosen.

Unser erster Ausflug ging der Küste entlang nach Norden. Bekannt für den südlichen Teil der Indischen Westküste sind die "Backwaters". Das sind Wasserarme, die aussehen wie eine Mischung aus breitem Fluss oder schmalem See. Sie gehen vom Meer aus weit ins Hinterland und sind ein geeignetes Fischwasser.

Die Fischer gehen ihrer Arbeit nach wie in alten Zeiten. Nur ihre Anreise mit den Motorrädern erinnert an das Jahr 2004.

Der nördliche Teil der Küste in Goa ist felsig mit kleinen Sandbuchten. Die Landschaft ist wirklich sehr schön, und wir waren nicht erstaunt, dass die Hippies vor vielen Jahren sich dieses Stückchen Land ausgesucht hatten. Laut unserer Reiseleiterin gibt es jetzt noch eine kleine Hippy-Kolonie in Goa.

Inzwischen haben allerdings auch die 5-Sterne-Hotels diesen Strand entdeckt und wenn das Taj nicht so sündhaft teuer wäre, könnte ich mir sehr gut vorstellen, dort eine Zeit lang zu bleiben. In Indien ist der Strand prinzipiell für alle da. Nur Häuser aus alten Zeiten stehen nahe am Strand. Heute darf nur in 500 m Entfernung vom Strand aus gebaut werden. Ausnahme sind von der Regierung betriebene Unterkünfte und 5-Sterne-Hotels. Sie dürfen bis auf 200 m Entfernung an den Strand heranbauen.

Dieser Küstenstreifen geht von der Hauptstadt Panjim aus in Richtung Süden. Auch hier ist alles sehr malerisch. Klaus rettet sich mit Kopfbedeckung in den Schatten. Jetzt in der Regenzeit ist es für uns noch erträglich, am Tag draußen zu sein. Allerdings vermeiden wir selbst das und gehen meist morgens oder abends raus. Ein Thermometer haben wir noch nicht gefunden und uns kommt es oft wärmer vor, als es in der Zeitung angegeben wird. Da steht dann: Gestern gab es Temperaturen zwischen 23 und 33 Grad. Unser Fieberthermometer, springt ab 32 Grad an. Ein Thermometer scheint für Inder kein wichtiges Gerät zu sein. In den Temperaturtabellen im Internet und in den Reiseführern stehen für diese Gegend Temperaturen unter 30 Grad drin. Vermutlich sind das Durchschnittstemperaturen zwischen Tag und Nacht.

Das ist der Strand, der zur Hauptstadt Panjim gehört. Viele Leute haben jetzt - Ende August - nichts zu tun. Goa lebt viel vom Tourismus, und die Touristen kommen hauptsächlich im Winter. Ab März ist hier Hochsommer und die Themperaturen steigen auf 38 Grad. Anschließend ist Regenzeit bis Ende September und erst ab dann kommt die Saison wieder in Schwung. Die Regenzeit im Juni Juli August kann bedeuten, dass es oft tagelang wie aus Kübeln schüttet. Wir bekommen jetzt immer nur den Regen stundenweise mit, und das ist sehr angenehm.

Auf einem Spaziergang durch Punjim entdeckten wir die Womens Bank Ltd. Ich fragte, ob ich fotografieren darf und die Frauen luden uns sofort ein. Sie feierten eine Puja (Pudscha - indisches Fest). Ein Tabla- und ein Sita-Musiker spielten die klassische indische Musik und sangen dazu. Als Frau wurde ich gebeten mich kurz schweigend vor den kleinen Altar zu setzten. Wir wurden dann mit einem kleinen Essensschälchen - das nicht zum Essen war - und einem Kaffee. der sehr lecker schmeckte, beschenkt. Vor dem Haus setzten wir uns mit den andern auf die Bank und unterhielten uns. Das gab mir die Gelegenheit zu erfahren, dass es in Goa zwei Zweigstellen dieser Frauen-Bank gibt, in der nur Frauen arbeiten. Sie verwalten Sparguthaben und verleihen Geld. Mit Wertpapieren arbeiten sie nicht.

Am zweiten Tag sind wir mit unserer Reiseleiterin mehr ins Inland gefahren und haben Kirchen, Hindutempel und einen Spicegarden besucht. Ein Spicegarden ist eigentlich eine große Plantage, auf der ein Teil als Demogarten genutzt wird. Wir wurden mit Blumen empfangen und bekamen auf einem Spaziergang die hier kultivierten Pflanzen gezeigt. Die Plantage wird organisch betrieben, weil die Produkte viel in der ayurvedischen Medizin benutzt werden. Wir sahen Kaffee, Papaya, Cashew, Ingwer, Muskatnuss, Vanille, Citrusgras, Ananas, Curryleave, Pfeffer, Kardamom, Basilikum usw.

Das ist eine frische Muskatnuss. Wir haben hier auch gelernt, dass die Cashew Nuss nur ein kleiner Teil einer Frucht ist, die wie die alte Blüte beim Apfel unten heraushängt. Deshalb sind Cashew Nüsse auch hier im Anbaugebiet für Indien teuer. 280 Rs/kg das sind ca. 5.50 Euro.

In der alten Hauptstadt Old Goa sind noch sehr große Kirchen von den Portugiesen zu sehen. Die Kirchtürme scheinen hier nicht so wichtig gewesen zu sein. Die fehlten auch bei der gegenüberliegenden Kirche. Diese ist von den Franziskanern, und unsere Reiseleiterin erklärte uns viel über die christlichen Symbole in den Kirchen und ueber die Heiligen. Sie fand die Geschichten wahrscheinlich genau so erstaunlich wie wir die Geschichten über Vishnu und seine Familie.

Die Zugfahrt von Goa nach Cochin begann mit zwei Stunden Verspätung nachts um eins. Spontan eine Fahrkarte zu bekommen hat sich sowohl in Bombay als auch hier als sehr schwierig herausgestellt, wenn man nicht 3. Klasse fahren will. Die Züge sind alle lange vor der Zeit ausgebucht. Wir haben eine 3. Klasse Fahrkarte gekauft und dann im Zug beim Manager in die bessere gewechselt. Ob das immer gut geht...? Der Zug durchquerte in der Nacht die Küste von Karnataka, und als es um 6.30 Tag wurde, waren wir schon in Kerala. Entlang der Bahnlinie sah es überall sehr grün aus, und es war wie ein Dorf ohne Anfang und Ende. Die Häuser waren selten eng beieinander, sondern meist im Abstand von 50 m. Klaus fand die Vorstellung, in diesem Urwald zu wohnen, eher erschreckend. Wir haben uns dann überlegt, dass das alles Nutzpflanzen sein könnten? Erkannt haben wir nur die Kokosnuss- Palmen. Viele der Wege waren tiefgelegt und mit hohen Mauern umgeben. Wir haben uns gefragt, was damit wohl in der Regenzeit passiert?

Sehr typisch für diese Gegend sind diese wild eingewachsenen Wasserläufe, von denen wir, da wir immer in der Nähe des Meeres waren, nie wussten, ob das Flüsse oder Backwater waren. Im Zug wurde immer abwechseld Masala-Tee (mit dem nett klingenden Ruf: Chai, Chai, Chaia) und Kaffee serviert. Das war meine Rettung nach der kurzen Nacht. Ich hatte vielleicht zwei Stunden geschlafen und fand das alles viel zu spannend draußen, um mich wie Klaus ab und zu in die Koje zu verziehen und zu schlafen. Der Zug fährt mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 40km/Std. Das rechnet man auch für ander Verkehrsmittel. Es wird gesagt, dass der Zug schneller fahren kann, wenn nicht Monsun ist. Die Brücken, über die wir die vielen Wasserläufe überquerten konnte ich glücklicherweise nicht sehen. Ich habe jetzt in der Zeitung gelesen, dass viele der Brücken in Kerala baufällig sind.

Das ist ein normales bürgerliches Haus. Kerala gehört in Indien. obwohl es den höchsten Bildungsstand hat - fast alle können lesen und schreiben - zu den armen Ländern. Es hatte nach der Unabhängikeit die erste frei gewählte kommunistische Regierung der Welt. Die Regierung ist z.Z. sozialistisch, aber es sind immer noch auch Kommunisten in der Regierung. Ich hatte aus dieser Geschichte erwartet, dass die Häuser etwas einheitlicher sind. Das stimmt hier allerdings weder für die Häuser noch für die Kleider. Nur die Schulkinder sind einheitlich gekleidet. Es gibt hier Villen, bürgerliche Häuser und einfach Hütten. Slums habe ich hier nicht gesehen. Die einzige Erklärung, die wir bis jetzt für die schönen Häuser - die doch für Wohlstand stehen - gefunden haben, sind die Expatriates, die in den arabischen Ländern arbeiten und für indische Verhältnisse gut verdienen.

Das sind die einfachen Hütten. Sie sind aus einem roten Stein, der fast wie Ziegel aussieht. Die Dächer der Hütten sind traditionell aus geflochtenen Palmblättern. Heute sind sie oft auch aus Wellblech. Morgens wird auch in unserer Nachbarschaft vor dem Haus im Freien aus den Kokosnuss-Schalen ein Feuer gemacht um das Frühstück zuzubereiten. Es steigen dann überall kleine Rauchwolken auf, wie auf diesem Foto. Das Kochen für die Familie ist hier in Indien immer noch eine sehr wichige Tätigkeit.

Das ist unsere erste Unterkunft - Kochi Fort Hotel - nach der langen Bahnreise. Kleine einfache aber saubere Hütten mit dem traditionellen Palmdach. Wir hatten sogar eine Palmblätter-Tapete. Das stellte sich als prima Herberge für Moskitos heraus. Von hier aus machten wir uns auf den Weg, um eine dauerhafte Bleibe für die nächsten Monate zu finden.

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